Du fragst: „Aus was ist Angst gemacht?“ Angst besteht aus der Ignoranz des eigenen Selbst. Es gibt nur eine Angst; es manifestiert sich auf mehr als eine Art, Tausend und Eins können die Manifestationen sein, aber im Grunde genommen gibt es nur eine Angst, und das ist, „Tief im Inneren, darf ich nicht sein“.                                                                                                                         Osho







"Hast du innerlich das Gefühl, mehr zu wiegen als eine Feder, so trägst du eine Last, die dir nicht gehört. Woher dieses Gewicht? Drei Buchstaben wiegen schwerer als ein Fels:     I - C - H . "

 OM C. Parkin

Was ist „innere Arbeit“ ?


C.G. Jung, ein Schüler von Sigmund Freud, hat den inneren Weg eines Menschen einmal beschrieben als einen sog. „Individuationsweg vom ICH zum SELBST“.


Bevor das Kind ein ICH entwickelt, lebt es unbewusst im ersten Lebensmonat  in einer Einheit mit allen essenziellen Qualitäten von Liebe, Vertrauen,  Seligkeit, u.a. göttlichen Aspekten und kennt kein Gefühl von Mangel und Angst.  Es ist –eins- mit der Mutter.  Es ist Liebe, es ist Vertrauen, es ist Seligkeit. Es ist in Kontakt mit dem Sein, mit dem Selbst, ohne sich dessen bewusst zu sein. Diese Erfahrung macht jedes körperliche Wesen im ersten Lebensmonat.

In dieser Phase gibt es kein ICH und DU, kein GUT und BÖSE. Es lebt in einem „Eins-sein“, ohne sich dessen bewusst zu sein.

 

Bis zum 3. Lebensjahr durchläuft das Kind verschiedene Entwicklungsphasen, in der es unterschiedliche Erfahrungen durchlebt und die den Grundstock der sog. Konditionierung/Prägung seiner späteren ICH – Persönlichkeit bilden.

Aber es ist auch der Unbewusstheit, der Launenhaftigkeit, der emotionalen Stimmungen der Mutter und dem ganzen Familiensystem ausgesetzt.

Bis zum 3. Lebensjahr hat das Kind noch keine ausgereifte Fähigkeit als ICH z.B. Mangel, Bedrohung, Angst, etc. abzuwehren.

Diese intellektuelle Leistung vollzieht das Gehirn des Kindes erst im Alter  von 3 Jahren.

Bis dahin erfährt das Kind in seiner inneren ungeschützten Welt mehr oder weniger ständige Traumata von Mangel, Angst und Schmerz und auch Gefühle von Liebe, Glück, Freude und Lust.

 

Das ICH entwickelt Abwehrmechanismen, um sich eine innere Welt zu schaffen, in der es das Gefühl hat, überleben und leben zu können, sowie die Person/ICH es will.

Das ICH dient dem Kind dazu, sich vor Schmerz, Angst und Mangel zu schützen, wie es dieses in den ersten 3 Lebensjahren nicht konnte.


Diese Entwicklung aus dem seligen Zustand des unbewussten Eins-seins bis zur ausgereiften Bildung eines ICH mit seinen Abwehrmechanismen ist eine normale und notwendige Reifung für eine Individuation zu einem gesunden ICH, um an der gesellschaftlichen Realität teilzunehmen können.


Das ICH ist also eine Instanz, die sich gebildet hat mit 3 Jahren, um die Zustände von Mangel, Angst und Schmerz der ersten 3 Jahre abwehren zu können. Für ein Kind und einen Jugendlichen mag das noch auf dem Weg zum Erwachsen-Werden eine entwicklungsbedingte normale Reaktion sein.


Daher sagen die Weisen, dass das Durchschnittsalter der Menschen nicht älter als 3 – 7 Jahre ist. Gleichzeitig hält jeder Mensch sich für das ICH, für das er sich ausgibt und stellt nicht in Frage – wer bin Ich wirklich-?

 

  • Innere Arbeit setzt also da an, wo der Mensch erkennt, dass er sich letztlich als ICH immer noch auf Mangel, Angst, Schmerz und unerfüllten kindlichen Wünschen  seiner ersten 3 Lebensjahre bezieht und jetzt von der Sehnsucht in seinem Herzen angezogen fühlt, sich selbst – seinem wahren Wesen näher kommen zu wollen.
  • Innere Arbeit setzt da an, wo der Mensch erkennt, dass er als ICH in Wahrheit leidet und es niemals schaffen kann, dieses ICH zu befriedigen und abzusichern.
  • Innere Arbeit setzt da an, wo der Mensch erkennt, dass er sich in einem –inneren Gefängnis-, in einer Sackgasse befindet.
  • Innere Arbeit setzt da an, wo der Mensch den Herzenswunsch verspürt von diesem ICH „frei“ sein zu wollen.
  • Innere Arbeit setzt da an, wo der Mensch erkennt, dass er nur einen kleinen Anteil seines wahren Potenzials bislang gelebt hat.
  • Innere Arbeit setzt da an, wo der Mensch erkennt, dass die Konditionierung von Eltern, Lehrer, Wissenschaft, Religion und Gesellschaft und seine ICH-Reaktion darauf, sich von seinem wahren Wesen getrennt hat.
  • Innere Arbeit setzt da an, wo der Mensch lernen, verstehen und erkennen will.
  • Innere Arbeit setzt da an, wo der Mensch in seinem Herzen fühlt, wieder „nach Hause kommen“ zu wollen, in seine wahre Natur – in das Selbst.

Aus der inneren Arbeit mit dem Enneagramm wissen wir, dass der Mensch als ICH-denkender Geist durch bestimmte Leidenschaften wie Trägheit, Zorn, Wollust, Stolz, Eitelkeit, Neid, Völlerei, Angst/Zweifel und Habsucht angetrieben wird.

 

Und die Trägheit stellt sich als Basissünde eines kollektiven Ich-denkenden Geistes dar, die letztlich aus Bequemlichkeit heraus dieses ICH-Konzept nicht bereit war in Frage zu stellen.

 

Innere Arbeit ist daher Hier und Jetzt das liebevolle Schauen und Erforschen von Mechanismen inneren Leidens. Es ist der ehrliche Versuch von Menschen diese konditionierten ICH-Strukturen zu durchschauen und dient der Heranbildung einer liebevollen, bewussten Instanz in uns, die alles, was sich zeigt, nehmen kann und lieben kann.

Innere Arbeit ist eine von vielen Formen der spirituellen Praxis. Sie umfasst neben Meditation, Enneagramm, Körperarbeit und anderen klassischen spirituellen Praktiken insbesondere eine direkte Erforschung des eigenen psychologischen Systems, der eigenen Konditionierungen, des eigenen ICH-denkenden-Geistes, wie wir sagen.

Innere Arbeit ist der natürlichen, ganzheitlichen Selbstentfaltung der menschlichen Seele gewidmet.